Schweden und St. Martin - Die Gans des Heiligen Martin
Auch wenn Schweden zu einem der modernsten Länder gehört, lieben die Schweden ihre Traditionen und Bräuche sehr. Dabei ist das Essen ein wichtiger Bestandteil dieser Feierlichkeiten, die nicht nur gesetzliche sondern auch variable Feiertage und anderweitige Festtage, wie beispielsweise den Kanelbullensdag (weitere schwedische Rezepte findet ihr HIER) oder St. Martin, mit einbezieht.
St. Martin - dieser Tag, der jedes Jahr am 11. November stattfindet, ist ganz der Gans gewidmet. Denn alle ursprünglichen Bedeutungen sind im Laufe der Zeit im Großen und Ganzen in Vergessenheit geraten.Und so wird jedes Jahr am 11. November ein traditionelles Gänseesssen veranstaltet, das durch die Tatsache begründet wird, dass Anfang November die Gans gemästet ist und dann geschlachtet werden kann. Am gebräuchlisten ist die Sitte der Martinsgans (Mårten Gås) in der schwedischen Provinz Schonen/Skåne, wo die Gänsezucht auf eine lange Tradition zurückgreift. Im Laufe der Zeit hat sich das Brauchtum bis in den Norden verbreitet und manche Schweden bereiten die Gans noch selber zu, wobei die meisten ins Restaurant gehen.
Das Gänseessen der Martinsgans (Mårten Gås) ist sehr umfangreich, sättigend und nimmt in der Zubereitung viel Zeit in Anspruch, da alle Teile der Gans verwertet werden sollen. Im Normalfall wird das Essen von der süßsauren Blut-/Schwarzsuppe (svartsoppa) eingeleitet, die dem Namen gleich eine schwarzrote Farbe besitzt und von der Konsistenz her dick ist. Die Suppe wird aus Gänseblut und Gänsebrühe zubereitet und mit Fruchtpüree, Alkohol, Nelken und Ingwer gewürzt.
Als nächstes wird die Martinsgans (Mårten Gås) und ihre Beilagen, wie Kartoffeln, Rotkohl und Bratäpfel serviert. Die Gans selbst wird mit Backpflaumen und Äpfeln gestopft und langsam im Ofen gebraten, wobei man sie ständig mit dem eigenen überschüssigen Fett begießt. Am Ende der Bratzeit wird die Karkasse mit Wasser auskocht und daraus die Soße zubereitet. Das dabei übriggebliebene Fett wird bei der Zubereitung der Beilagen - Rotkohl, Kartoffeln und Bratäpfel - weiter verwendet.
Und als sei das alles nicht genug, wird zum Nachtisch ein leckerer Apfelkuchen serviert. Da bleibt nur zu raten - ein Kleidungsstück zu wählen, das beim Essen mit wächst...
Und nach diesen gehaltvollen Ausführen, soll auch das geschichtliche nicht zu kurz kommen - denn jede Tradition basiert auf einen historischen Ursprung.
St. Martin - Der heilige Bischof Martin oder St. Martin von Tours hatte die Gans als Symbol, weil er sich bei dem Versuch der Wahl zum Bischof zu entgehen, in einem Gänsestall versteckte und durch ihr wildes Geschnatter verraten wurde. Aus diesem Grund feierte er seinen Namenstag im November, wenn die Gänse schlachtreif waren.
Das Martinsfest war im Mittelalter ein wichtiges Herbstfest und wurde mit dem Genuss einer Gans gefeiert. Die Tradition an sich wurde durch Reisende von Frankreich nach Schweden verbreitet und fand vor allem bei den städtischen Handwerkern und dem Adel seine Anhänger. In der bäuerlichen Gesellschaft dagegen konnte es sich nicht jeder leisten eine Gans zu verspeisen, und darum verzehrte man stattdessen Ente oder Huhn.
Heutzutage ist man vor allem in den Universitätsstädten und der schwedischen Provinz Schonen/Skåne Gans. Die dazugereichte Svartsoppa ist ein eher junges Phänomen, dessen Ursprung in der Restaurantwelt zu suchen sein dürfte.
Als letztes bleibt zu erwähnen, dass St. Martin ebenfalls ein wichtiger Merktag in der bäuerlichen Weisheit in Bezug auf die Natur war. Denn es wurde gesagt: Wenn an diesem Tag Schnee lag, so würde Weihnachten schneefrei sein und fiel das Fest auf einen Freitag/Samstag, würde es einen strengen Winter geben.
Bleibt nur zu hoffen, dass es dieses Jahr wieder ein schneereiches Weihnachten geben wird.
Eure Heike