Ich bin angenommen. - Studieren in Schweden Teil II
Ich bin angenommen. Und nun?
Heute folgt der zweite Teil des Gastbeitrages zum Studium in Schweden. Der erste Beitrag hat sich mit der Bewerbungsphase befasst. Heute geht es nun darum, was als nächstes folgt.
Ich würde mich fast zu der Aussage hinreißen lassen, dass, sobald ihr an der schwedischen Uni angenommen seid, das Schlimmste überstanden ist. Diese Aussage hätte ich im Mai letzten Jahres sofort unterschrieben, ohne drüber nachzudenken. Da ich aber dann alle bürokratischen Dinge selber erledigen musste, denke ich jetzt anders darüber.
Solltet ihr euch für Lund entschieden haben, dann fangt am besten sofort an, euch um eine Unterkunft zu kümmern. Meinen Bescheid habe ich damals Ende April bekommen und gleich am nächsten Tag mit der Zimmersuche begonnen. Mitte Mai hatte ich dann mein Zimmer.
Lund ist eine relativ kleine Stadt. Zur Zeit leben hier ca. 100.000 Einwohner, davon hat die Hälfte etwas mit der Uni zu tun - Studenten und Mitarbeiter - die Wohnsituation ist aber leider nicht ganz so gut. Es gibt zwar ausreichend Wohnheime um viele Studenten unterzubringen, aber die Wohnheimplätze werden nach bestimmten Kriterien vergeben. Zuallererst bekommen die Studenten einen Platz, die Studiengebühren zahlen. Also alle aus Nicht-EU Ländern. Danach sind die Studenten der ganzen Austauschprogramme (ERASMUS etc.) an der Reihe und wenn dann noch Plätze übrig sind, dann kommen erst die anderen Studenten dran. Die, die alles selber organisieren - sowie ich.
Verlasst euch also nicht nur auf die Wohnheime, sondern sucht nach Alternativen. Ich habe gleich angefangen, mich nach privaten Unterkünften zu erkundigen, http://bopoolen.nu ist dabei genau die richtige Adresse. Dies ist auch so ziemlich die einzige Seite, die von der Uni empfohlen wird. Dort werden private Anzeigen veröffentlicht - entweder von Leuten, die ein Zimmer anbieten oder aber ihr veröffentlicht selber eine Anzeige, dass ihr ein Zimmer sucht. Fangt auf jeden Fall rechtzeitig an und seid geduldig. Ich habe über 40 Leute angeschrieben. Mehr als die Hälfte hat gar nicht erst auf meine Mail geantwortet und von dem Rest kamen nur Absagen. Nach 4 Wochen hat es dann aber doch geklappt und ich habe ein Zimmer mitten in Lund gefunden.
Sollte es nicht klappen, dass ihr direkt in Lund ein Zimmer bekommt, dann sind Dalby oder Staffanstorp gute Alternativen. Beides sind kleine Orte, die 10 - 12 km von Lund entfernt liegen. Durch den ausgezeichneten Nahverkehr gibt es aber alle 30 Minuten einen Bus bzw. die Fahrradwege sind auch sehr empfehlenswert. Natürlich könnt ihr auch in Malmö nach Zimmern / Wohnungen suchen, dann müsst ihr jedoch immer die Zugreise einkalkulieren.
Solltet ihr auf bopoolen nicht fündig werden und ihr verfügt über einige Schwedischkenntnisse, dann schaut auf blocket.se nach. Die Seite ist ungefähr wie ebay-kleinanzeigen und eigentlich ganz gut.
Ab Anfang / Mitte Juni wird dann der Bewerbungslink für die Wohnheime rumgeschickt. Schnell sein lohnt sich, da es letztlich nach Warteliste geht.
Die Mietpreise in Lund sind relativ hoch. Ich bezahle für mein 12 qm²-Zimmer 3600 SEK (etwa 410 ?) im Monat. Einige meiner Kommilitonen wohnen in Wohnheimen und haben dort ihr eigenes Studioappartment (also eigene Küche + eigenes Bad) und zahlen 4500 SEK. Es geht aber auch günstiger, wenn ihr in ein Korridorwohnheim zieht, euch die Küche als mit bis zu 12 Leuten teilt.
Verzweifelt nicht, wenn ihr im August nach Lund kommt und noch kein Zimmer habt. So geht es jedes Jahr vielen anderen Studenten auch. Am Arrival Day gibt es dann eine Lotterie, in der die restlichen Wohnheimplätze verlost werden oder ihr sucht dann direkt vor Ort weiter.
Habt ihr erstmal eine Unterkunft, könnt ihr euch um die anderen wichtigen Dinge kümmern. Die Priorität kann dabei je nach Person variieren. Für mich stand ganz oben auf der Liste, dass ich krankenversichert bin. Solltet ihr wie ich als Degree-Seeking-Student herkommen, dann empfiehlt es sich, sich zu Studienbeginn nicht in Deutschland abzumelden, sondern dort weiterhin gemeldet zu bleiben. Soweit seid ihr dann noch über eure gesetzliche Krankenkasse versichert und habt die europäische Gesundheitskarte, die ihr hier auch bei jedem Arztbesuch und beim Beantragen der Personennummer vorlegen müsst.
Wenn ihr Auslandsbafög beantragen wollt, müsst ihr aber eh in Deutschland gemeldet sein und ein deutsches Konto besitzen.
Erfüllt ihr alle Kriterien, dann solltet ihr auch früh genug Auslandsbafög beantragen. Für ein Studium in Schweden macht ihr das beim Studentenwerk in Rostock http://www.studentenwerk-rostock.de/index.php?lang=de&mainmenue=5&submenue=104.
Die Bearbeitung kann bis zu 6 Monate dauern! Daher solltet ihr ebenfalls andere Finanzierungsmöglichkeiten in Betracht ziehen - das Leben in Schweden kann ganz schön teuer werden... Aber dazu gibt es im nächsten Blogpost mehr.
So jetzt gibt es nichts mehr, dass ihr von Deutschland aus erledigen könnt.
Im Laufe des Sommers bekommt ihr dann noch eine E-Mail vom International Desk der Uni, in der ihr gefragt werdet, ob ihr einer Mentorgruppe beitreten möchtet. Ich persönlich lege euch sehr ans Herz dies zu tun. Die Mentorgruppen sind eine super Sache, um außerhalb eures Programms neue Leute kennenzulernen und lustige Aktivitäten mitzumachen.
Wie der Semesterbeginn und die erste Zeit für mich in Lund verlaufen ist, lest ihr im nächsten Teil. Wenn ihr den ersten Teil des Erfahrungsberichts - die Bewerbungsphase an einer schwedischen Universität - verpasst habt, dann könnt ihr den Blogartikel HIER nachlesen.
(Bildquelle Anne)