Ein Lied für Malmö - Stefanie von "In der Nähe bleiben"
Ich lese so gerne bei Heike mit, weil ich Schweden liebe. Jeder, der sich nach dem Norden sehnt, liebt ja Schweden. Und sei es auch nur in der Phantasie. In meiner Phantasie ist Schweden Saltkrokan und Lönneberga. Ist Schweden ewige Mittsommernacht und tägliche Prinzessinnentorte. Ist Schweden falunrot und ostseeblau wie die Augen von Agneta.
Was es im Schweden meiner Phantasie garantiert nicht gab, war eine raue Arbeiterstadt mit hoher Arbeitslosigkeit und spürbaren sozialen Härten. Und wie Unrecht habe ich damit Malmö getan.
Die Hafenstadt am Öresund, die durch die Werftenkrise heftig ins Schlingern geriet und sich erst vor kurzem ganz neu erfand, ist nicht gemütlich und niedlich. Sondern ein kreativer Mikrokosmos, international und quirlig.
Malmö liegt jenseits von Bullerbü
Bevor wir im Februar für ein verlängertes Wochenende nach Malmö reisten, informierte ich mich genau über Schwedens drittgrößte Stadt. Für mich sind Auslandsreisen nämlich nichts, was man nebenbei mitnimmt. Sondern etwas Besonders. Üblicherweise konzentrieren wir uns mit unserem Blog indernaehebleiben.de auf Norddeutschland. Aber irgendwie passte Malmö da ganz gut ins Konzept.
Malmö liegt näher an Hamburg als an Stockholm. Nach Göteborg ist es von Malmö aus weiter als nach Kiel. Und mit Kopenhagen ist Malmö quasi verschwistert, seit die Öresundbrücke die beiden Städte verbindet. Kein Wunder also, dass Malmö als europäischste Stadt Schwedens gilt.
Bunt ist Malmö auch durch den hohen Migrantenanteil. Im Stadtteil Rosgengård etwa liegt er bei 85%. Bunt ist Malmö durch die Tagestouristen aus Kopenhagen; unter ihnen auffallend viele junge, auffallend interessant gekleidete Leute. Bunt ist Malmö durch die Wochenend-Reisenden, die in Scharen ihre Koffer vom Bahnhof in die Innenstadt rollern. Klack, Klack, Klack, Klack, macht das auf dem Kopfsteinpflaster am Stortorget, wo sich ein Hotel ans nächste reiht. Der älteste Platz mit seinen Jugendstilfassaden ist wie die Stadt: kompakt.
Malmö ist eine Metropole im Miniaturformat
Gerade mal 300.000 Menschen leben in Malmö. Zwei handvoll Attraktionen hat die Stadt zu bieten. Man findet die immer gleichen in allen Reiseführern und -berichten - Malmö Town. Eine Stadt für ein Wochenende, denkt man. Das kann man alles schaffen. Abhaken.
Aber Abhaken ist etwas, wovor man sich (besonders als Blogger) in Acht nehmen muss. Wer abhakt, sieht zwar alles Mögliche. Läuft aber in Gefahr, zu wenig zu fühlen. Und dann verpasst man das Beste.
Erst wenn man sich in Malmö gar nichts vornimmt, bekommt man ein Gespür für den Herzschlag, den Puls der Stadt. Den Off-Beat nennt man das in der Musik. Und das passt gut zu Malmö, wo jeder zweite ein Instrument unter dem Arm zu tragen scheint. Wo sich überall Straßenmusiker aufgebaut haben. Wo Boxen in Rasenflächen eingelassen sind, so dass man zum Blick aufs Meer den Chill-out- Sound gleich mitgeliefert bekommt.
Malmös Star-Tenor ohne Allüren: Der Öresund
Durch Malmö sollte man sich treiben lassen. Sich dem gemächlichen Wellenschlag des Öresunds anpassen. Am besten ganz früh am Morgen, wenn der Nebel sich verflüchtigt und die Welt diesseits der Öresundbrücke zu glitzern und glänzen beginnt. Wie zwei Melodien vereinigen sich hier das alte und das neue Malmö. Das moderne Westhafenviertel mit dem Turning Torso, dem höchsten Gebäude Nordeuropas. Und das wunderbar altmodische Kallbadehus am Strand von Riberborg, den die Malmöer ihre Copacabana nennen.
Gegen Mittag schlendert man lässig ins Hippsterviertel Möllan rüber. Sucht sich ein Café oder Restaurant am Möllevangstorget. Lauscht dem Sprachgewirr aus Englisch, Schwedisch und Arabisch. Besucht vielleicht den Folketspark. Bummelt vielleicht durch die vielen, originellen Läden. Geht vielleicht in die Kunsthalle. Oder rückt nur ein Café weiter, weil auch die Sonne inzwischen gewandert ist. Langweilig wird das nicht. Dafür ist das Treiben zu spannend.
Wenn die Nachtschwärmerinnen ihre Turnschuhe mit High-Heels tauschen, steigert sich das Stakkato ihrer Absätze zum Crescendo. Dann werden Downtown die Fackeln und Heizpilze angezündet. Gefeiert wird in Malmö draußen. Auch im Winter. Wo, ist nicht schwer zu finden. Bässe wummern durch die verwinkelten Fachwerkgassen rund um den Lilla Torget und die gesamte Innenstadt.
Ein Club neben dem nächsten. Eine Bar nach der anderen. Wer´s mag, kann sich die ganze Nacht um die Ohren hauen. So lange bis die Sonne wieder aufgeht. Bis der Nebel sich verflüchtigt über dem Öresund. Dann ist sein Wasser so blau wie die Augen von Agneta.
Liebe Stefanie, vielen Dank für deinen Bericht und deine Sicht auf Malmö - ich glaube, ich muss mich die paar hundert Kilometer doch ein Mal auf den Weg machen, um diese tolle Stadt zu besuchen. Und wer gerne etwas mehr über Hamburg, den Norden Deutschlands und ein paar Abstecher noch nördlicher lesen möchte, der sollte unbedingt auf Stefanies Blog In der Nähe bleiben vorbeischauen.