Glück auf Skandinavisch - Hygge und Lagom leben lernen
Unser Leben ist bestimmt von Terminen, Deadlines und Bildschirmen. Der Urlaub in Schweden bietet das genaue Gegenprogramm zu unserem oft hektischen Alltag: Er verspricht eine Zeit voller Gemütlichkeit, Entschleunigung und Naturverbundenheit. Das dänische Wort Hygge und das schwedische Lagom sind Sinnbilder dieser skandinavischen Lebensweise, die die wichtigen Dinge des Lebens wieder ins Zentrum rückt: Gemütlichkeit, Gemeinschaft, Zufriedenheit. Nicht umsonst sind alle fünf skandinavischen Staaten laut dem World Happiness Report 2017 unter den Top 10 der glücklichsten Länder der Welt. Deutschland schneidet da mit Platz 16 vergleichsweise schlecht ab. Höchste Zeit also, Hygge und Lagom aus dem Schwedenurlaub mit nach Hause zu nehmen.
Was ist Hygge?
Hygge - das ist, wenn man sich an einem kalten Wintertag in eine Wolldecke einwickelt und sich mit einer Tasse Tee auf dem Sofa seinen Lieblingsfilm anschaut. Oder wenn man nach einem guten Essen bei Freunden noch stundenlang zusammensitzt und das Beisammenseins genießt. Hygge beschreibt ein Gefühl, dem kein deutsches Wort wirklich gerecht wird: gemütlich, heimelig, vertraut, friedlich, einladend - das dänische Trendwort ist eine Schnittmenge all dessen und noch viel mehr. Denn es prägt nicht nur die skandinavische Einrichtungsweise, sondern beschreibt auch eine Lebensphilosophie.
Das Ferienhaus in Schweden: Der Inbegriff von Hygge
Hygge ist das Gegenteil von Alltagsstress, von Eile und Zweckmäßigkeit. Kein Wunder also, dass es oft den Ortswechsel in die Abgelegenheit der skandinavischen Natur braucht, um all das hinter sich zu lassen und Hygge zu erleben. Wenn man dann etwa sein landestypisch rotes Småland-Ferienhaus betritt, erlebt man sofort, welche Rolle dafür die Einrichtung spielt, denn man wird empfangen durch:
- natürliche Materialien, insbesondere Holz
- viel warmes, indirektes Licht
- helle und freundliche Farbtöne
Zusätzlich dazu machen besondere Stücke wie ein Kamin oder ein antikes Regal sowie die individuelle Gestaltung durch Bilder, Textilien und andere Wohnaccessoires den Charme schwedischer Ferienhäuser perfekt. Dabei gilt stets: weniger ist mehr. Denn Hygge ist nicht etwas, was mit vielen teuren Einrichtungsgegenständen vermehrt werden könnte. Ganz im Gegenteil: Es bedeutet, schätzen lernen, was man hat ? und worauf es einem wirklich ankommt.
Tipps für mehr Hygge zuhause
Wer dieses besondere Gefühl der Zufriedenheit aus dem Schwedenurlaub mit in den Alltag nehmen möchte, kann sein Zuhause ganz einfach entsprechend skandinavischer Einrichtungsprinzipien gestalten. Allgemeine Tipps dazu, wie man sein Heim durch die richtigen Farben, Materialien und Lichtquellen im Hygge-Stil einrichten kann, finden sich bei Das Haus.
Auch die richtigen Möbel spielen natürlich eine zentrale Rolle. Allerdings muss es nicht immer das skandinavische Designerstück sein. Vielmehr sollte bei der Wohnungsgestaltung die eigene Persönlichkeit im Vordergrund stehen. So kann prinzipiell ein dunkler Schrank oder ein knallbunter Esstisch viel mehr zu einem hyggeligen Gefühl beitragen, als ein Möbelstück im eigentlichen Hygge-Stil. Denn am Ende kommt es nicht darauf an, wie stylish die Einrichtung ist, sondern dass sie bezeugt: "Hier fühl ich mich zuhause."
Die eigene Persönlichkeit kann man neben Möbeln besonders auch durch dekorative Wohngegenstände vermitteln. So kann man seine eigene Geschichte zum Beispiel durch Erbstücke und Bücher einbringen. Und auch bereits vorhandenen Möbeln kann durch Dekoration neues Leben eingehaucht werden: Durch Decken und Kissen kann man seinem Sofa skandinavisches Flair verpassen und gleichzeitig seiner Persönlichkeit Ausdruck verleihen. Doch auch hier gilt: weniger ist mehr. Denn Hygge ergibt sich gerade nicht aus der Summe der Einrichtung.
Hygge leben lernen
Die verschiedensten Faktoren können dazu beitragen, dass man einen Moment als hyggelig erlebt: entspannte Musik, kuschelige Wollsocken oder der Geruch von frisch gebackenen Keksen. Jedoch ist keiner dieser Faktoren ein Garant für hyggelige Momente. Denn Hygge ist eine Lebenseinstellung, die von innen kommt und sich auf die Umgebung überträgt
Hygge bedeutet, mit dem zufrieden zu sein, was man hat. Es bedeutet, all die Selbstverständlichkeiten wieder schätzen lernen: das warme Zuhause, leckeres Essen, der Lieblingspullover. Hygge bedeutet innere Gemütlichkeit und das bewusste Erleben dieser. Inspiration für mehr Hygge im Leben kann man auch in diesem Artikel der Freundin finden.
Wichtig ist dabei, nicht in Extreme zu verfallen und andere oder sich selbst bloß beeindrucken zu wollen. So kann zum Beispiel eine Abendbeschäftigung noch so viel Hygge-Potential haben ? wenn der Roman, den man schon immer lesen wollte, einfach uninteressant ist, oder das ambitionierte Strickprojekt schlicht überfordert, wird sich keine innere Gemütlichkeit einstellen. Und genau hier überschneiden sich Hygge und lagom.
Was ist Lagom?
Lagom ist das neue Trendwort aus Schweden und manche behaupten, es sei das neue Hygge. Der Verlag Callway hat kürzlich sogar ein ganzes Buch zu diesem Konzept veröffentlicht. Aber was steckt hinter dem Begriff?
Lagom bedeutet so viel wie "genau richtig" und beschreibt eine Lebenseinstellung der Schweden. Dabei geht es um Balance und innere Ausgeglichenheit. Ganz ähnlich wie bei Hygge geht es nicht um Extreme ? etwa das größte Haus, das teuerste Abendessen oder die steilste Karriere. Sondern es geht um das richtige Maß: um die Menge und Qualität an Besitz, an Essen, an Arbeit, die für einen selbst eben genau richtig ist. Doch Lagom bedeutet noch viel mehr als eine persönliche Lebensweise ? und hier geht es über die Idee von Hygge hinaus.
Lagom - Lebensphilosophie für eine bessere Welt
Lagom betrifft nicht nur die richtige Balance in persönlichen Belangen - es umfasst auch die Idee einer größeren Einheit und gemeinsamer Verantwortung. Lagom bedeutet deswegen auch eine Lebensweise, die auf die Umwelt und die Mitmenschen Rücksicht nimmt. Allerdings geht es dabei nicht um extreme gesellschaftliche Umbrüche oder Trends, sondern um kleine Änderungen im Alltag, die jeder ? in seinem Rahmen - leicht umsetzen kann, wie zum Beispiel:
- weniger Müll produzieren
- gesünder und nachhaltiger essen
- verständnisvoller und hilfsbereiter sein
Bei Lagom geht es nicht um drastische Veränderungen und große Einschnitte, sondern um viele kleine Anpassungen in der Lebensweise - und zwar solche, die nicht die innere Gemütlichkeit und Ausgeglichenheit beeinträchtigen, sondern für den Einzelnen genau die richtigen sind.
Lagom löst Hygge somit nicht ab; die zwei Konzepte ergänzen sich. Und so lernt man im Schwedenurlaub nicht nur, was einem wirklich am Herzen liegt und was man eigentlich alles nicht braucht. Man lernt auch, dass Natur und Mensch, persönliches und allgemeines Interesse, Ruhe und Anstrengung eigentlich gar keine Gegensätze sind ? wenn man die Balance zwischen ihnen findet, die genau richtig ist.
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