Schwedische Traditionen - Valborgsmässoafton und 1. Mai
Jeder kennt das Gefühl, wenn die ersten Sonnenstrahlen hervortreten, dass nun wieder die Zeit für den jährlichen Frühjahrsputz gekommen ist. Dies ist auch in Schweden so. Doch haben die schwedischen Landsleute, erfinderisch wie sie sind, gleich eine passende Lösung wohin mit den im Laufe eines Jahres angesammelten Gegenstände und nicht mehr verwendbaren Sachen - "die Maihaufen" oder auch Majbrasan genannt.
Und auf diese "Maihaufen" werden nun alle unnützen Gegenstände, alles Gerümpel, das man loswerden möchte - wie beispielsweise alte Türen oder Zäune, Äste und Zweige, alte Kartons usw. Am letzten Tag des Aprils, der Walpurgisnacht (30.04.), werden dann mit Einbruch der Dämmerung die Feuer in jedem Ort entzündet. Der Walpurgisabend ist eine Festlichkeit, der nicht allein in der Familie gefeiert wird, sondern auf öffentlichen Plätzen stattfindet. Er wird meist von den lokalen Vereinen organisiert, um die Orts- bzw. Stadtteilgemeinschaft zu fördern und zu stärken.
Der Ablauf des Valborgsmässoafton ist zum gößten Teil gleich. Zuerst wird eine kleine Ansprache gehalten, in der der Frühling begrüßt wird und die alten Geister des Winters vertrieben werden sollen. Danach werden ein paar Frühlingslieder gesungen und zum Schluss das Feuer entzündet. Viele Schweden tragen zum Fest ihre weißen Studentenmützen und manchen Orten, wie beispielsweise Göteborg, Helsingborg usw. wird dieses Fest mit Festumzügen, Orchestern oder ähnlichem gefeiert.
Da jeder, der selbst einmal die Feuer besucht hat weiß, wie es sich anfühlt ein glühend heißes Gesicht zu haben und doch am Rücken zu frieren, kann sich mit der oft gereichten Brennesselsuppe etwas von Innen wärmen. Die Brennessel ist zwar oft als Unkraut verkannt, aber sie wächst schon sehr früh an schneefreien Hängen, enthält eine große Menge an Eisen und nur die jungen, zarten Blätter der Pflanze sind genießbar.
Wenn die letzten Funken des Feuers verglimmt sind, ziehen viele zum Feiern weiter - entweder in Kneipen oder zu Festen im Bekanntenkreis. Denn der darauffolgende erste Mai ist seit den 1939er Jahren ein gesetzlicher Feiertag in Schweden. Und so kann man getrost nach einer durchfeierten Walpurgisnacht, den ganzen nächsten Tag im Bett verbringen, während sich andere an einem der Demonstrationszüge beteiligen, um den ureigensten Feiertag der Arbeiter mit klassischen und aktuellen Parolen gebührend zu würdigen.