Der Alltag an einer schwedischen Universität, Teil IV
Das Alltagsleben an einer schwedischen Universität
In meinem vierten Gastbeitrag geht es um das Alltagsleben in Lund (Skåne län). Die ersten 2-3 Wochen werden sicherlich für die Meisten sehr aufregend und jeden Tag wird Neues auf euch zukommen, aber irgendwann kommt ihr dann auch im Alltag an und müsst euch mit alltäglichen Fragen befassen ? Wo kaufe ich ein? Wo finde ich dies? Wo finde ich das?
Wie ihr mit Sicherheit bereits mehrfach gehört habt, ist Schweden im Vergleich zu Deutschland um einiges teurer. Das fängt bei den Lebensmitteln an und hört bei den Medikamenten wieder auf. In meinen nunmehr 12 Monaten, die ich in Lund verbringen durfte, habe ich mittlerweile einen recht guten Überblick über günstige Läden und Angebote bekommen. Alle gängigen Lebensmittelgeschäfte wurden dabei ausprobiert und alle haben Vor- und Nachteile. Am Anfang bin ich zu dem mir bekannten Lidl gegangen. Das Sortiment ist ziemlich genau das gleiche wie in Deutschland, aber auf Dauer ist es dort etwas teuer. Coop Konsum oder ICA Maxi sind meine Favoriten, wenn man nicht unbedingt so sehr auf den Preis achten muss. Dort gibt es einfach alles!
Müsst ihr, wie ich, aber ein bisschen aufs Geld achten, dann empfehle ich euch Hemköps oder Willy's. Beide haben eine große Auswahl, sind aber vergleichsweise günstig.
Wie ihr sicherlich auch wisst, gibt es in Schweden ein staatliches Monopol auf Alkoholverkäufe. In den Supermärkten bekommt ihr nur Sachen bis 3,5%, für alles andere müsst ihr in den Systembolaget gehen. Ab 21 Jahren steht euch dieser Laden offen. Den Systembolgat gibt es 2x in Lund und er biete eine große Auswahl an Getränken. Auf die Öffnungszeiten solltet ihr aber unbedingt achten. In den ersten Wochen stand ich meist immer vor verschlossenen Türen, weil ich mir spontan überlegt hatte was zu kaufen oder nach der Uni schnell hin wollte. Von Montag bis Mittwoch hat der Laden von 10-18Uhr geöffnet, am Donnerstag und Freitag bis 19 Uhr und am Samstag sogar nur bis 15 Uhr.
Wenn ihr in Lund lebt, dann ist es auch dringend notwendig ein Fahrrad zu besitzen. Generell ist Schweden sehr fahrradfreundlich und es gibt überall sehr gut ausgebaute Radwege. Das Fahrrad ist das Fortbewegungsmittel Nummer 1 in Lund. Es gibt mehr Fahrradparkplätze als Autostellplätze und an jeder Ecke findet ihr Fahrradläden. Ich habe damals mein Altes aus Deutschland mitgebracht und musste mir so kein Rad kaufen, aber auch das wäre kein Problem. Zu jedem Semesterbeginn gibt es einen Verkauf gebrauchter Fahrräder, aber auch über Facebook kommt jeder, der es möchte an ein neues Rad. Dadurch, dass die Stadt nicht so groß ist, kann man auch alles gut mit dem Rad erreichen, außerdem ist es günstiger als der Bus. Selbst Fahrten nach Malmö kann man problemlos machen. Die Fahrt nach Malmö ist ungefähr 20 km lang, aber sehr schön und etwas, dass man unbedingt tun sollte.
Natürlich könnt ihr aber auch Bus oder Bahn nehmen, vor allem in den Wintermonaten ist dies empfehlenswert. Eine Monatskarte für den Nahverkehr in Lund und Malmö kostet momentan 560 SEK (ca. 60 ?). Damit könnt ihr unbegrenzt Busse und Bahnen zwischen Lund und Malmö sowie in den beiden Städten benutzen. Vor allem wenn ihr vorhabt öfter nach Malmö zu fahren, empfiehlt sich das. Ansonsten könnt ihr eure Buskarte auch einfach nur mit dem gewünschten Betrag aufladen und dann den Bus nutzen.
Wie bereits gesagt, hatte ich in den Wintermonaten immer die Monatskarte, aber jetzt im Frühling und Sommer nutze ich eigentlich nur noch mein Rad.
Solltet ihr euch sportlich betätigen wollen, könnt ihr das in Lund auch super tun. Es gibt mehrere Fitnesscenter in der Stadt. Ich bin Mitglied im größten Center - Gerdahallen - das zugleich direkt auf dem Campus liegt. Habt ihr eine Personennummer und ein schwedisches Konto, dann kostet eine 1-jährige Mitgliedschaft monatlich ca. 14 ?. Dafür könnt ihr dann das Fitnesscenter samt Geräten benutzen, oder an den wöchentlich 210 (!) Kursen teilnehmen, die angeboten werden.
Wer gerne schwimmt, kommt in einem anderen Center auf seine Kosten. Der Beitrag dort ist etwas teurer und es gibt nicht ganz so viel Auswahl an Kursen. Auch einzelne Schwimmpässe werden verkauft ? eine 10er Karte kostet z.B. knapp 95 ?.
Wenn ihr euch beim Skatteverket registriert habt, dann bekommt ihr nach einigen Wochen auch Post mit Krankenhäusern bzw. Gesundheitszentren in eurer näheren Umgebung. Ihr müsst dann eins auswählen und jedes Mal, wenn ihr gesundheitliche Probleme habt, könnt ihr dann dort hingehen. Zum Glück musste ich bisher aber noch keinen Arzt aufsuchen. Generell heißt es nur, dass Arzneimittel im Schnitt teurer sind als in Deutschland.
Wer abends weggehen möchte, hat dafür in Lund einige Möglichkeiten. Cafe Ariman ist ein sehr beliebter Treffpunkt bei Studenten. Ab 19-20 Uhr bekommt ihr auch so gut wie keinen Platz mehr. Ansonsten ist die Hercules Bar sehr empfehlenswert.
Die meisten Studenten verbringen ihre Abende dann aber doch lieber in den Nations. Fast jedes Wochenende findet in mindestens einer der Nations ein Clubabend statt. Der Eintritt liegt meist bei ca. 4-5 ? und Getränke sind dort wesentlich günstiger zu bekommen als in den beiden oben genannten Alternativen. Anders als in vielen deutschen Clubs gibt es hier aber eine Sperrstunde ? meist um 02:00 Uhr morgens. Dort wird dann ohne Zögern die Musik abgedreht und der Strom ausgeschalten.
Wer gerne in Kino geht, kann das in Lund an zwei Orten tun. Einmal gibt es das "Kino", dort laufen eher Alternativfilme oder Filme mit schwedischem Ton. Die richtigen Blockbuster werden im "SF Bio" gezeigt. Je nach Film variiert eine Kinokarte zwischen 12-14 ?. Studentenrabatt gibt es zwar auch, aber nur auf ausgewählte Filme und nur an Wochentagen. Auf neue Filme kann man diesen Rabatt erst nach ca. 4 Wochen anwenden. Das liegt immer im Ermessen des Kinos.
Ich hoffe, dieser Beitrag hat euch das alltägliche Leben in Lund etwas näher gebracht. Bei weiteren Fragen stehe ich euch natürlich gerne hier über die Kommentarfunktion oder über den Link zu meinem eigenen Blog zur Verfügung.
Im nächsten Beitrag werde ich dann berichten, was man in der Umgebung alles sehen und erleben kann.
(Bildquelle Anne)