Einmal Schweden - Deutschland und zurück! - Auswandern
Ausgewanderte zu Wort kommen lassen und ihre Lebensgeschichte erzählen, anderen Mut machen oder zum Nachdenken anregen - all das und noch ein wenig mehr, möchte ich euch in der Reihe Auswandern - Und dann? Ein Erfahrungsbericht... geben. Heute erzählt Katrin ausdem schönen Bayern, nun wohnhaft im wunderschönen Värmland, ihre Geschichte ihrer Auswanderung - frei dem Motto: Einmal Schweden - Deutschland und zuück.
Erzähle doch einfach etwas kurz über dich!
Mein Name ist Katrin - geborene Münchnerin und 38 Jahre alt. Nach Schweden bin ich mit 20 ausgewandert, gleich nach dem Abi. Mit meinen Eltern bin ich öfters mal in den Ferien in Schweden gewesen und als ich 18 Jahre alt, war kauften meine Eltern ein Sommerhäuschen auf Värmlandsnäs. Ein wunderschönes Fleckchen Erde.
Als ich grade 20 Jahre alt war verstarb mein Vater an Krebs, die Beziehung mit meiner Mutter war nicht besonders und eigentlich wollte ich ja schon immer aus Deutschland weg. Die Nachbarn des Sommerhäuschens - mit denen wir sehr guten Kontakt hatten - haben mich in ihre Familie aufgenommen und mir einen guten Start bereitet. Ohne sie hätte ich mich hier nicht so schnell zurechtgefunden.
Ich habe dann 13 Jahr lang in Schweden gelebt: erst in Åmål, dann in Karlstad (wo ich studiert habe), weiter nach Tranemo (erster vernünftiger Job) und später über Malmö nach Trelleborg. Nach meiner Scheidung von meinem schwedischen Mann bin ich nach Malmö gezogen und habe durch Zufall wieder meine alte deutsche Liebe entdeckt. Ende 2010 bin ich zu ihm nach Deutschland gezogen, habe diesen Entschluss relativ schnell bereut und bin seit Mai 2013 wieder zurück in Schweden - in Region von Karlstad, Värmland, gezogen. Hier habe ich mich immer sehr wohl gefühlt. Und hier habe ich auch einen Job bekommen. Jetzt bin ich fest entschlossen immer in Schweden zu bleiben! Die doppelte Staatsbügerschaft werde ich im Januar beantragen und dann sehen wir weiter.
Warum bist du ausgewandert?
Komischerweise habe ich mich in Deutschland nie richtig wohl gefühlt. Für mich stand die Wahl zwischen einem Job in Botswana und Schweden. In Botswana hatte ich einen Job für ein Jahr und alles war geplant und gebucht. Nur ist mein Vater 1 Woche vor dem Jobantritt gestorben und alles fiel ins Wasser. Das Sommerhaus und der Traum von einem Leben in Schweden hatte aber keine zeitlichen Fristen. Also bin ich hierhin! Hier habe ich als Deutsche schnell Fuß gefasst und mich zu Beginn mit Tourismusjobs über Wasser gehalten bis ich dann mein eigentliches Studium begonnen habe.
Welche sprachlichen Voraussetzungen hattest du bei deiner Auswanderung nach Schweden?
Ich konnte tack und hej. Aber nach einer Woche in Schweden durfte ich gleich einen SFI-kurs besuchen und konnte diesen nach 3 Monaten abschließen. Danach habe ich hier das Abi nochmal wiederholt (ein Waldorf-Abitur gab hier leider Anerkennungsschwierigkeiten) und dadurch sehr gediegene Schwedisch-Kenntnisse erhalten - jetzt geht schwedisch flüssiger als deutsch.
Was hat dich an Schweden oder womit haben dich die Schweden am meisten überrascht?
Mit Schweden kommt man sehr leicht in Kontakt. Und man sieht sich, trifft sich, mag sich - aber wirklich Freunde zu bekommen, kann schwierig sein. Hilfsbereitschaft und Solidarität erlebe ich hier weniger als in Deutschland. Man verlässt sich in Schweden gerne auf den Staat. Man engagiert sich weniger. Das berühmte Jantelagen ist auch so eine Sache oder die Angst sich gegenseitig auf die Füße zu treten. Vor allem das schwedische Essen war grauselig Ende der 90iger (gerade für einen Vegetarier). Heutzutage ist es jedoch um einiges besser.
Wie hast du die soziale Integration in deinem Umfeld erlebt?
Leute kennenzulernen, akzeptiert zu werden und Umgang zu pflegen ist leicht. Tiefere Freundschaften hingegen entwickeln sich hier nur schwer (wenn man etwas anders ist oder andere Ansichten hat - besonders auf dem Land). Ich selbst bin voll integriert, lebe ein schwedisches Leben mit ausschließlich Schweden.
Was gefällt dir in Schweden besonders gut?
Ich habe zwar keine Kinder, aber mir gefällt aber das soziale System hier in Schweden. Denn hier ist es möglich als Frau Karriere zu machen und trozdem Kinder haben.
Nun hast du schon einige Zeit in Schweden verbracht... Inwieweit stimmen deine Vorstellungen mit denen überein als du nach Schweden ausgewandert bist?
Ich hatte eigentlich keine konkreten Vorstellungen. Für mich war es so etwas wie eine Flucht (vor was auch immer) - und ich wollte es einfach mal probieren. Das Resultat war positiv - es hat sehr gut geklappt mit der Integration und dem Arbeitsleben. Ich habe mich nie wirklich außen vor gefühlt und fühle mich mehr schwedisch als deutsch. Meine Umgebung freut sich auch über neue Traditionen, ist neugierig und fragt viel. Ich fühle mich hier viel freier als in Deutschland (geografisch und bürokratisch) und als Mensch mehr wert.
Was würdest du Neu-Auswanderer in Schweden als Tipp für einen gelungenen Start mit auf dem Weg geben?
Kontrolliert alles mit ARGE, Rentenversicherung etc., so dass alles in Ordnung ist, die richtigen Anträge gestellt, die richtigen Entscheidungen getroffen und alle Papiere in Ordnung sind. Ich habe so einige Überraschungen erlebt, als ich wieder zurück nach Deutschland bin. In Schweden hatte ich keinerlei Probleme. Eine Überraschung war doch, dass man automatisch krankenversichert (försäkringskassan) ist, wenn man sich hier meldet - aber die Zahnversicherung (tandvårdsförsäkring) extra beantragt werden muss. In Schweden würde ich den Eintritt in eine passende Gewerkschaft empfehlen und mich bei Arbetsförmedlingen informieren. Die deutsche Botschaft in Stockholm hilft einem auch immer weiter, hat jedoch oft eine recht lange Bearbeitungszeit.
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